Luxushotels, Golfplätze und herbe Kontraste.

Es sollte etwas Besonderes sein. Ein Ort zum sich fallen lassen, ausruhen, genießen und mal nichts organisieren und planen müssen. Eine kleine Insel jawohl, das klingt gut. Eine Kombination aus wilden Bergen, tropischer Natur und Puderzuckerstränden am türkisblauen Meer. Klingt sehr gut. Mauritius wir kommen!

 

Mauritius

 

Stell dir vor, du bist nach einem 15 Stunden-Flug, also ziemlich geschafft, in einem kleinen Mietwagen in Richtung Hotel unterwegs. Noch dazu an einem verregneten und stürmischen Abend nach Einbruch der Dunkelheit. Noch nie zuvor da gewesen. Keine Ahnung wo es lang geht.

Die Straßen werden immer enger, kurviger und der Graben am Straßenrand vor dem Zuckerrohrfeld wird immer tiefer, ungesichert sowieso. Keine Straßenmarkierung, kaum Beleuchtung in den kleinen Dörfern, die wir passieren. Sie scheinen menschenleer.

Einige Straßenabschnitte sind überschwemmt, hin und wieder kommt uns ein Lastwagen oder Auto entgegen, blendet in letzter Minute doch noch ab. Hunde, Katzen und weiteres Getier tauchen unversehens am Straßenrand auf oder haben es sich mitten auf der Fahrbahn bequem gemacht. Einige Frösche für immer. Die Straße dampft.

Als wäre das nicht schon abenteuerlich genug, ist auf Mauritius auch noch Linksverkehr. Du verwechselst ständig die Gänge, hast das Gefühl auf der falschen Seite zu sitzen und besonders spannend wird es bei der Einfahrt in den Kreisverkehr…. davon gibt es jede Menge. Dafür kaum Ampeln oder Wegweiser…

 

 

Sind wir wirklich auf Mauritius?

Die Insel, die laut Tourismuswerbung der Inbegriff von Luxus und Traumurlaub sein soll? Sämtliche Klischees, die man für eine Hochzeitsreise im Kopf hat, werden erstmal nicht bedient. Ich sehe die gleiche Armut wie auf Kuba.

Wo bitte geht es zu unserem Ferienresort? Die ersten 50km hat das Navi uns gut gelotst, nun sollen wir am Ziel angekommen sein? Wo ist das Meer? Ich sehe nur Bambus und Bananenstauden, abbiegende Feldwege und ansonsten tiefe Dunkelheit. Kein Mensch, kein Dorf weit und breit.

Nach dem dritten Feldweg rein und raus kommen wir doch noch an. Nur 2km weiter, ein schönes, schmiedeeisernes Tor direkt an der Straße. Aufatmen. Essen und Bett sind gesichert.

 

 

Am nächsten Morgen sieht die Welt um vieles freundlicher aus. Sonnenschein, türkisblaues Meer und weißer Sand…wie versprochen.

Die Brandung bricht sich weiter draußen am Riff, das Mauritius fast vollständig umringt. Ideal für Nichtschwimmer, du kannst weit hinaus laufen im lauwarmen Wasser. Oder dich einfach auf die Sandbank legen. Auch Taucher finden hier ideale Bedingungen am Riff.

Im Reiseführer lese ich, dass die Ostküste von Mauritius das unterentwickelte Armenhaus der Insel ist. Die gesamte Infrastruktur ist noch im Stadium des Entwicklungslandes. Paradoxer­weise stehen hier einige der luxuriösesten Hotelresorts weltweit.

 

 

Mag so der Garten Eden aussehen?

 

 

Die Ile aux Cerfs wird in jedem Reiseführer als landschaftliches Highlight der Natur gepriesen. Zu Recht. Traumhafte Landschaft in alle Richtungen schauend, wunderschöne Naturstrände ohne Bebauung, der Sand mit Muscheln garniert. Palmen und Pinien wetteifern in der Größe. Golfer finden hier einen der schönsten Golfplätze weltweit. Der Blick von der Terrasse des Restaurants ist schon fast kitschig schön. Die Insel ist nur per Boot zu erreichen. Die Luxushotels der Ostküste bieten einen kostenlosen Shuttleservice an.

Ein Schmelztiegel der Nationen – die Hauptstadt Port Louis

 

45km sind es von der Ostküste nach Port Louis, laut Navi brauchen wir dafür eine Stunde -am Ende waren es zwei. Die Straße zieht sich in endlosen Windungen und durch viele Ortschaften, gesäumt von herrlicher Natur und eindrucksvollen Ausblicken auf zackig geformte Berge. Die quirlige Hauptstadt empfängt uns mit einem langen Verkehrsstau auf der M2 und einer riesigen Baustelle an der Le Caudan waterfront.

Schließlich parken wir in der Nähe der Markthalle (mit improvisierter, handgeschriebener Parkscheibe) und stürzen uns ins Getümmel. Kurz einen Blick auf das Government House, doch der Bauch der Markthalle zieht uns definitiv mehr.

Eine Symphonie an Sinneseindrücken empfängt uns –Farben, Gerüche und Geräusche wetteifern an Intensität und die Vielfalt der Ethnien ist auf kleinstem Raum versammelt. Indischer Sari neben afrikanisch-buntem Turban und Männer in arabischer Dishdasha. Ein Eldorado für Fotografen.

 

Die Jummah Moschee in der Rue Royale finden wir per Zufall. Leider dürfen wir als Nichtmuslime nur in die Vorhalle. Dennoch ist es immer wieder eindrucksvoll die Menschen in ihrer Andersartigkeit zu beobachten. Ich setze mich in einer Ecke auf den Boden und lasse die Atmosphäre auf mich wirken.

 

Das Chinesenviertel Quartier Chinois ist nicht weit davon, bunte Lampions zieren die Straße, in kleinen schiefen Häusern sind winzige Lädchen mit allem erdenklichen Krimskrams. Ich frage mich, wer das braucht. Doch es ist Samstagnachmittag und einer nach dem anderen lässt lautstark die Jalousien herunter.

 

Wir verzichten auf die Grabstätte von Père Laval, deretwegen Pilger aus der halben Welt kommen. Und schweren Herzens auch auf den Botanischen Garten in Pamplemousse, weil es dafür nun definitiv zu spät ist. Es soll einer der schönsten und ältesten weltweit sein. Drei Stunden sollte man mindestens dafür Zeit haben.

 

 

Tiefe Schluchten und markante Berge – der Südwesten

 

Gen Süden werden die Straßenverhältnisse besser. Im Westen sogar europäisch gut, wie wir später feststellen werden. Die Sonntags-Fahrt zu unserem nächsten Domizil zieht sich wieder. Die Distanzen auf dieser kleinen, eiförmigen Insel, mit nur 50km Durchmesser, überraschen immer wieder. Die Besichtigung von Mahébourg streichen wir deswegen kurzentschlossen, obwohl es ein reizvoller Ort mit dem Charme alter Zeiten sein soll. Doch die Landschaft bietet spektakuläre Ausblicke, schöne Wälder und grüne Zuckerrohrfelder. Das reicht für heute.

 

 

Der Black River Gorges Nationalpark im Südwesten der Insel ist das landschaftliche Highlight. Dichter Dschungel überwuchert die Hügel. Hier gibt es viele Wanderwege und sicher ist es eindrucksvoll, zu Fuß unterwegs zu sein und dir von einem einheimischen Führer die endemische Flora und Fauna näher bringen zu lassen. Doch dies muss vorab organisiert sein.

 

Unser Ziel heute sind die Wasserfälle der Gegend, Chamarel und Rochester Falls. Zuvor wollen wir den Aussichtspunkt Gris Gris finden. Die wilde Küste und südlichste Stelle, an der das Riff unterbrochen ist und der Ozean tosend gegen die Felswände donnert. Die schönen Strandbuchten sind nur fürs Auge, baden wäre lebensgefährlich.

 

 

 

Durch die Ortschaften Surinam und Souillac führt der Weg zu den Rochester Falls. Nicht leicht zu finden und jedesmal wenn wir nach dem Weg fragen, werden wir gewarnt, ja nichts im Auto zu lassen. Böse Jungs treiben ihr Unwesen!

Das einzige Schild am Ortsende führt auf einen braunerdigen Holperweg durch hohe Zuckerrohrfelder. Wir fragen uns, ob das stimmen kann? Werden wir gleich überfallen? Oder wäre ein Achsenbruch die bessere Alternative?

Der Ausblick am Ende stimmt uns wieder milde. Niagara-Fälle sind es keinesfalls, aber wenn so schwer erarbeitet, dann freut man sich schon über weniger.

Die Zwillingsfälle Chamarel stürzen beeindruckende 100m in die Tiefe. Auch der Weg dorthin muss erklommen werden. Wir kommen an einem Papyrus-Wald vorbei. Beeindruckend! So etwas hatte ich tatsächlich noch nie zuvor gesehen. Vom Stamm schält sich das Papier ab, das die alten Ägypter schon für ihre Bilder verwendeten.

 

Auf der Suche nach Begegnung und Einblicken

 

Mit Einheimischen in Kontakt zu kommen erweist sich als schwierig. Kein Wunder! Jährlich kommen bald zwei Millionen Touristen auf die Insel, bei 1,2 Millionen Einheimischen. Die Besucher bleiben überwiegend in ihren Luxusresorts, unternehmen allenfalls organisierte Ausflüge mit Fahrer im klimatisierten Wagen. Eine Parallelwelt auf einem völlig anderen Niveau.

Einige der weltbesten Hotels säumen die Strände, doch die Dörfer und Lebensverhältnisse der meisten Menschen sind Dritte Welt! Die Einheimischen partizipieren von dem Reichtum, den der Tourismus auf die Insel bringt nur wenig. Die Hotelangestellten und Städter bilden eine Elite in der Gesellschaft.

 

 

Ich wollte mit „normalen“ Frauen ins Gespräch kommen. Als ich in Surinam ein Schild an der Straße sehe, das ein Social welfare centre anzeigt, halte ich kurzentschlossen. Zehn völlig verschiedene Frauen sitzen am Tisch des Gemeindehauses und sticken. Sie schauen schüchtern und verunsichert auf mich.

Die Leiterin der Einrichtung, gibt mir erst zurückhaltend, dann offen Auskunft auf meine Fragen und erzählt aus dem Alltagsleben. Die Frauen, aus der bildungsfernen Schicht, sind hier um aus dem Haus zu kommen und ein Stück Selbständigkeit zu lernen. Emanzipation ist noch ein großes Fremdwort.

Ich kaufe ein besticktes Kinderkleidchen und gebe etwas Geld für Kuchen für die Frauen. Die Spannung löst sich und mir wird zugelächelt.

Als ich einige Tage später an Reshmi die gemachten Fotos per email schicke, kommt eine Einladung zum Abendessen zurück. Wie schade, dass wir schon abreisen! Nun wäre es spannend geworden.

 

 

Endlich angekommen!

Das Columbus-Gen in mir lässt mich auf Reisen selten an einem Ort verweilen. Immer treibt es mich, der inneren Neugier und Freude folgend, vielleicht doch noch Neues zu entdecken. Auf Mauritius scheint das aussichtslos.

Wir entscheiden uns, die letzten Tage in der Hängematte „abzuhängen“. Aber wenigstens filmreif – mit Blick auf das Wahrzeichen der Insel, den Morne Brabant. Ja, das ist der markante Berg, der als Kulisse im „Traumhotel“ zu sehen ist. Das Hotel der Promis -Dinarobin Beachcomber ist traumhaft gelegen, genauso wie das Nachbarhotel Paradis Beachcomber, doch für uns eine Nummer zu groß…

 

 

Wir entscheiden uns für weniger Luxus und mehr Naturnähe. Die komfortablen Strandpavillions des Le Pirogue liegen großzügig in einen riesigen Palmenhain eingebettet, selbstverständlich direkt am weißen Sandstrand, der sich als einer der schönsten präsentiert.  Das Hotel im „Boho-Chic“ – will sagen mit vielen Ethno-Elementen für die „Boheme“ – überzeugt mich restlos. Auch der Service (mit Beachbutler!)  ist erstklassig und ebenso das lukullische Angebot.

Die Sonnenuntergänge – bekanntlich im Westen – sind spektakulär! Schon allein deshalb wäre die Westküste immer wieder meine erste Wahl.

 

 

Noch ein Wort zum Klima.

Mauritius liegt auf der Südhalbkugel, die Jahreszeiten sind somit umgekehrt zu Europa. In relativer Nähe zum Äquator und damit ganzjährig tropisch warm. Dennoch gibt es Unterschiede. Wenn du es gerne richtig tropisch haben möchtest, dann sind die dortigen Sommermonate Oktober bis April passend. Die Ostküste ist im Winter, von Juni bis September, oft sehr windig, die Südküste hingegen oft bewölkt und schattig. Im Mai war es an der Westküste am angenehmsten.

 

und hier kommen sie nun….

11 Gründe nach Mauritius zu reisen …und dich vielleicht zu verlieben

 

  1. Das friedliche Nebeneinander der Menschen aller Hautfarben und Religionen –

  2. leichte Verständigung, alle sprechen englisch und französisch –

  3. ganzjährig sommerliches Klima und Badewetter –

  4. verschiedene Völker auf kleinstem Raum –

  5. der Kontrast von Bergen, Naturerlebnis und schönen Stränden –

  6. kein Jetlag durch geringe Zeitverschiebung zu Europa –

  7. sehr hoher Hotelstandard –

  8. für Taucher ein spektakuläres Riff ringsum –

  9. für Golfer das Eldorado mit inkludierten Greenfees –

  10. für Honeymooner gibt es einzigartige Preisvorteile –

  11. in Summe ein ideales Ziel für Fernreise-Einsteiger!

 

>> Hier findest du meine persönlichen MAURITIUS-Hoteltipps

 

 

Mauritius Le Touessrok

 

 

PS: und wenn du glaubst, dass die globale Reisewelt riesig ist, dann lies noch mein persönliches Erlebnis auf Mauritius dazu:  denn da ist mir noch etwas ganz Kurioses passiert.

>> Wie klein die Welt doch ist!

>> Hier noch ein interessanter Artikel für die Globetrotter unter euch